Montag, 1. September 2008

[T]hekengespräche


Es gibt Abende, die einfach schön sind. Es gibt Freunde, die rar gesät sind. Die Du seit über 20 Jahren kennst. Die genau wissen, wann du schauspielerst, welche Tiefen oder Untiefen in dir schlummern. Denen du also nichts vormachen kannst. Wenn sie gut sind. Intelligent. Und dich wirkich mögen und "abgecheckt" haben. Solche Freunde brauchst du. Alles andere wäre Augenwischerei. Und diese Art Freunde muss man nicht einmal regelmäßig treffen. Da gibt es so einen Freund, den ich habe, mit dem ich so alle drei ca. 3 Monate telefoniere, wir sehen uns lediglich ca. 2-3 x im Jahr, und es gibt da dieses "unsichtbare Gesetz", dass wir uns am Telefon nur die wirklich äußersten Eckpunkte erzählen, damit wir nicht ganz "out of date" sind. Aber die wichtigen Dinge möchten wir uns schon Aug in Aug erzählen. Heute war wieder so ein Tag.

Ein weiterer besonderer Faktor unserer Freundschaft, den ich zugegebenermaßen durchaus geniesse, ist der, dass er - obwohl er mich seit geschlagenen 23 Jahren kennt - und ich damals ca. 50 % weniger breit war als heute (und damit ist durchaus die körperliche Ausdehnung gemeint) - immer noch keinen Hehl daraus macht, dass auch nach all dieser Zeit nur ein kleines positives Zeichen meinerseits reichen würde, und wir müßten Dinge neu überdenken. Obwohl - genau DAS glaube ich eben NICHT! Selbst, wenn ich nach 23 Jahren plötzlich meine Prinzipien aufgäbe, könnte ich mir trotzdem vorstellen, dass ich mit diesem Menschen die jetzt bestehende Freundschaft fortsetzen könnte. Trotzdem - ich habe ihn lieb als Freund und als solchen möchte ich ihn auch behalten. Denn aus dem heutigen Gespräch haben sich wieder so viele neue Denkanregungen für mich ergeben. Das Schöne ist - normalerweise pflegt man Freundschaften zu Menschen, die ähnlich denken, wie man selbst. Bei ihm ist das anders. Wir könnten unterschiedlicher nicht sein. Trotzdem hat er anscheinend Freude an meiner Begeisterungsfähigkeit für Dinge, an die er eher nüchtern heran geht. Ich wiederum ziehe mir Anregungen aus seiner kühleren nüchternen skeptischen Art. Wobei dieser Mensch an sich ein sehr herzlicher ist. Aber er geht eher analytisch an gewisse Dinge heran. Was ich teilweise bewundere. Somit: er lässt sich entgegen seiner Art von mir mitreißen. Ich wiederum werde nachdenklich und hinterfrage gewisse Dinge.

Es war ein erkenntnisreicher und schöner Abend. Der damit endete, dass ich noch bei meinem Lieblingskiosk landete. Dort gibt es einen adretten hübschen ca. 28jährigen Sohn des grummeligen Besitzers. Definitiv südländischer Herkunft. So genau konnte ich das in den zwei Jahren, die ich hier wohne, noch nicht lokalisieren. Ist mir auch glaube ich gar nicht so wichtig. Spricht außer geschmeidigem Französisch noch irgendwas anderes, das ich nicht definieren kann. Aber auf jeden Fall mother-tongue-Deutsch. Dieser Sohn freut sich immer, wenn ich auftauche, und möchte stets die neuesten Nachrichten aus meinem Berufleben von mir. Häppchenweise bekommt er sie ohne indiskret zu werden. Kennt auch meine Tochter, aber irgendwie hat er mir avisiert, dass er mal Lust auf einen witzigen privaten Abend hätte. Whow, der zweite Schmeichler today.

Dann arriviere ich vor meiner Haustüre und treffe nebenan vor der Tappas-Bar auf meinen Lieblings-Wirt (Die "Schelle" in der Droysenstr., wo man noch ungehemmt rauchen darf), den entzückenden Jörg. Heute ohne seinen Ralph. Jedoch mIt einem Aroma, das ich schon Meilen gegen den Wind riechen kann. MIr wird "Tüten-sharing" angeboten, was ich dankend ablehne. Aber dem Geniessenden noch einen schönen Abend wünsche und dafür einen fetten Knutscher ernte.

Hach, es ist schön, in glückliche Gesichter zu sehen. Meins war eines davon. Obwohl ich selbst es nicht sehen konnte. Aber es hat sich gut angefühlt.

2 comments:

r|ob hat gesagt…

Diese Momente des Glücklichsein muss man sich im geeigneten Moment immer wieder vergegenwärtigen... :)

V[ee] hat gesagt…

Das versuche ich seit 4 Jahren stetig. Manchmal funktioniert es sogar.