Freitag, 8. August 2008

[Er ist] weg!

It is gone
Sie haben es getan. Ein Stück unserer Kindheit. Verkauft. Fremde Menschen (zwei Damen, um korrekt zu sein) genießen jetzt das, was meinem Bruder und mir (und auch meiner süßen Tochter) in Fleisch und Blut übergegangen war. Es tut weh. Ziemlich sogar. Zeigt es mir doch, dass wieder ein Stück unbeschwerte Kindheit endgültig verloren ist.

Aber meine Eltern haben richtig gehandelt. Sie haben ihr Häuschen in Neu-Gaarz (MeckPom am schönen Müritzsee/Waren), fühlen sich dort wohl. Und man kann in ihrem fortschreitenden Alter kaum eine Stadtwohnung, eine Laubengrundstück und ein Haus in Mecklenburg-Vorpommern in Schuß halten. Zuviel. Wir "Kinder" hätten uns gar nicht entsprechend um den Garten in Tempelhof kümmern können. Allein schon deshalb, weil wir nicht mobil genug sind. Keiner von uns beiden (inkl. meiner Tochter dreien) hat ein Auto. Im Großstadtdschungel haben wir das immer abgelehnt. Die Verkehrsanbindungen sind prima und wir müssen uns nicht mit Parkplatzproblemen und Kosten herumschlagen (Parkgebühren, Versicherung, Reparaturen, Benzin etc), da wir eh zentral am KuDamm wohnen. Wenn man wirklich einmal ein Transportproblem hat, nimmt man sich halt ein Taxi. Aber um den Garten in Schuß zu halten, hätte man ein Auto gebraucht, um den anfallenden Müll abzutransportieren (mit der BVG eher schlecht), um überhaupt die Zeit zu haben, nach der Arbeit fix dort hin zu gelangen und wieder zurück, etc etc.

Somit ist uns eine Oase verloren gegangen. Ein Treffpunkt mit Freunden. So manche lustige Grillparty mit unvergessenen Anekdoten wird in Erinnerung bleiben. Romantische Nächte mit dem ersten Freund (Pete Allen aus Yorkshire, 1984-85), alkoholgetränkte Schnarcher unterm Apfelbaum, die es nicht mehr nach Hause schafften (u.a. Harald), diverse unfreiwillige Tauchgänge im Teich (mein Onkelchen Jürgen, oder mein Bruder), das erste Treffen mit meiner zukünftigen (und jetzigen) Schwägerin Erka aus der Mongolei, oder mein Opa und somit meiner Tochter Uropa (Gott oder was auch immer hab ihn selig), dessen Highlight es gegen Ende seines Lebens war, uns sonntags im Garten zu besuchen.

Die allerletze Erinnerung ist die Beerdigung "des besten Katers von allen", meines Herzens-Merlins im Mai 2007. Unter einem wunderschönen Busch fand er seine - vorerst - letzte Ruhe. Ich war so glücklich, dass ich ihn somit in meiner Nähe behalten konnte. Leider währte diese Ruhe nur ein Jahr. Dank meines zu allem entschlossenen Bruders (Wolfgang "Winnie", ich liebe Dich!) haben wir meinen Herzenskater wieder ausgebuddelt (er war entsprechend wetterfest bestattet worden und die fachmännisch gezimmerte Kiste noch heil) und jetzt liegt er verbotener Weise (nächtliche heimliche Aktion!) unter meinem Schlafzimmerfenster. Mit einer Sonnenblume, diversen Kräuterpflanzen um ihn herum und mit dem schönen großen Stein aus dem Garten. Damit geht es mir gut.
Aber nicht gut geht es mir mit diesen schönen Erinnerungen...... Ich bin traurig. Im Folgenden lasse ich Euch daran teilhaben. In Form eines "Geburtstagsbuches", das wir für meine Mum vor zwei Jahren (im nass-grauen Januar!) als Aufbaumaßnahme erstellt haben. Enjoy!


(click pics for original size)
Copyright photos and design: Vee * Words: Vee & Winnie * Published @ Vee-Verlag 2006
:-)



The Garden Project

Kampf dem Betonhimmel!
Weg mit dem Grauschleier!
Her mit der Lichttherapie!
Flower-Power extrem -
nicht nur in den Siebzigern!
Kinder an die Macht.
Wer hätte das gedacht!?!

In Anbetracht der Tatsache, dass das Wetter auch nicht mehr das ist, was es mal war, sehen wir uns genötigt, die Initiative zu ergreifen und das Wetter literarisch sowie optisch aufzuwerten. Dabei ziehen wir in Betracht, dass auch die eigene Wetterempfindlichkeit hier eine erhebliche Rolle spielen kann! Deshalb ist es in der heutigen Zeit umso dringlicher, dieses Wetterselbstempfinden konsequent und vehement zu leben!
Vorwitzig zaubert die Mittagssonne ihren liebevollen Schatten auf den mit Unkraut und Moos durchsetzten Rasen. Noch herrscht Unbefangenheit. Scheinbar spielerische Leichtigkeit beherrscht das Bild.
Unschuldig zartes Weiß reckt sich dem Tageslicht sehnsuchsvoll entgegen....
Während die Rose begierig auf ihren ersten Tango wartet.

Doch sie sind nicht allein! Prall und saftig verführen Muttis Äpfel zum Sündenfall. Es ist nur eine Frage der Zeit....
Doch der Großstadtdschungel hält noch so manche Überraschung bereit. Unerforschte Naturvölker machen gerade den entscheidenden Schritt in die Zivilisation und entdecken das Feuer.
ICH!!! habe FEUER gemacht!!! - Und es wird nur noch wenige Jahre dauern, bis der Mensch durch das Feuer den Weg zu Budweiser und Kirschwasser entdeckt. Schon locken die reifen Früchte, doch der Mensch ist noch blind.....
Hier....... und hier...... lockt die Sünde.
....und selbst hier! Scheinbar harmlose Pflanzen, die nichts weiter wollen als friedlich der Sonne entgegenzuwachsen, werden zu Drogenanbau mißbraucht.
Hanf Dampf in allen Gassen.

Blütenteppiche umrauschen das Hirn.
Der Kopf muß langsam wieder klar werden. Andere benötigen eine Ganzkörperabkühlung (unfreiwillig!)

Nicht so der Teichtaucher. Diese in unseren Breiten weitgehendst ausgestorbene Spezies lebt ganzjährig in den Böschungen ökologisch intakter Feuchtbiotope.

Quaaaaaaaaaaaaak!!!!!!!!


Gelbe
Blume - grüne Blume



Blaue
Blume - tiefblaue Blume!

Säule im Dickicht. Zeugnis längst vergangener Kulturen.

Wellige Fluten silbergrauen Haares umspülen vorwitzig des Gutsherrn Denkerhaupt. Der Tag neigt sich dem Ende entgegen und berauschende Eindrücke köstlichst duftender Blüten und der Nachklang des Gaumengenusses geistig anregender Getränke hinterlassen einen Eindruck bereichernder Erfahrungen und legen sich einem sanften Schatten gleich auf die Seele.
Oh, wie schön!

Danke für diesen Tag.



1 comments:

Jekylla hat gesagt…

Was für eine schöne Idee, das buch, und vor allem, wie großartig es geworden ist!
Der Schrebergarten meiner Kindheit wurde zugunsten meines Elternhauses verkauft, das verschmerzte ich aufgrund der Tatsache, endlich ein eigenes Zimmer zu haben, relativ schnell. Der Verkauf meines Elternhauses allerdings (März 2008) mit all seinen Erinnerungen - das war anders. Meine Mam hat nach dem Tod meines Vaters noch 10 Jahre gebraucht, um sich zu lösen, aber es war einfach zu groß für eine Person und jetzt ist sie glücklich in ihrer neuen Wohnung. Wo ich Ihr "Buch" so sehe, denke ich mir, schade, hätte ich auch mal machen sollen. Zu spät. Schade.
Tolle Idee. Memories captured.