Mittwoch, 15. April 2009

Da schon lange nicht mehr so heiß diskuttiert wurde auf diesem Blog wie zum Thema "No Angel", hier noch ein Nachschlag der Deutschen AIDS-Hilfe. Und ich denke, danach sollte man nach den ersten emotionalen Reaktionen abwarten, wie sich die Dinge entwickeln.

PM | 14.04.2009

Deutsche AIDS-Hilfe kritisiert Verhaftung von Nadja Benaissa

Berlin, 14. April 2009. Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) kritisiert die Verhaftung von Nadja Benaissa, Sängerin der No-Angels, wegen angeblich bewussten Infizierens von Sexualpartnern mit dem HI-Virus.

Dazu erklärt Marianne Rademacher, Frauenreferentin der Deutschen AIDS-Hilfe e.V.: "Nadja Benaissa sollte so schnell wie möglich freigelassen werden. Ihre Verhaftung ist nach Einschätzung der uns bisher vorliegenden Informationen eine unverhältnismäßige Aktion der hessischen Justiz. Wir fordern die Medien auf, sachlich über den Fall zu berichten und Frau Banaissa nicht vorzuverurteilen. Die Verantwortung für den angeblich ungeschützten Sexualverkehr wird allein Frau Benaissa zugeschoben, ohne nach der Mitverantwortung ihrer Sexualpartner zu fragen. Die deutsche Politik der HIV- und Aidsbekämpfung wird aber gerade deshalb als beispielhaft betrachtet, weil sie von der Verantwortung jedes einzelnen, von der Solidarität und der Bekämpfung jeder Art von Stigmatisierung ausgeht. Die hessische Justiz will offenbar ein Exempel statuieren. Die Justiz ist und darf aber keine Akteurin der HIV-Prävention in Deutschland sein."

Seit den 1990er Jahren haben die Verurteilungen im Zusammenhang mit HIV-Übertragungen zugenommen. Das ist nicht ohne Auswirkungen auf die Präventionsarbeit im HIV/Aids-Bereich geblieben. Die öffentlichkeitswirksame Bestrafung von Menschen mit HIV/Aids kann aber leicht die Illusion entstehen lassen, der Staat habe das Problem unter Kontrolle, und so Personen dazu veranlassen, ihr Schutzverhalten (Safer Sex) zu vernach-lässigen. Strafrechtliche Prozesse haben in solchen Fällen keine abschreckende Wirkung. Denn nur eine Person, die weiß, dass sie HIV-positiv ist, kann strafrechtlich belangt werden. Die Kriminalisierung der HIV-Übertragung führt unter Umständen dazu, dass Menschen es vorziehen, sich aus Angst vor Repressionen nicht testen zu lassen. Die DAH geht weiterhin von gemeinsamer Verantwortung aller Beteiligten in einvernehmlichen sexuellen Kontakten aus. Das war und bleibt die Basis unserer Arbeit.

Pressesprecher: Jörg Litwinschuh
Mobil: 0177-28 22581
Email: presse@dah.aidshilfe.de

2 comments:

Ansgar hat gesagt…

Ich frage mich, ob sich die liebe Frauenreferentin auch so echauffiert hätte, wenn es hier um einen Mann ginge. Ich befürchte...nein!

Jurgen Mischpoke hat gesagt…

Da wäre dann der Männerreferent ins Spiel gekommen!
Wie? Den gibts nicht? Wo bleibt denn da die Gleichberechtigung? Bei der nächsten Bürgermeisterwahl in der Stadt, in der ich dann wohne, werde ich mich für einen solchen Gleichstellungsbeauftragten für Männer einsetzen.
Oder besser noch: Ich werde den Posten selbst bekleiden!